„Ich habe Gott gespürt – also existiert er.“
Viele Gläubige führen ihre persönlichen religiösen Erlebnisse als Beweis für die Existenz Gottes an: Visionen, Erleuchtungen, mystische Erfahrungen, „Stimmen Gottes“ oder ein tiefes Gefühl der göttlichen Gegenwart. Die Argumentation lautet:
„Ich habe etwas erlebt, was nur durch Gott erklärbar ist – also existiert Gott.“
Doch solche Erlebnisse sind kein objektiver Beweis, sondern ausschließlich subjektive Wahrnehmungen.
- Subjektive Wahrnehmungen sind unzuverlässig
Der Mensch ist anfällig für Sinnestäuschungen, Halluzinationen, Träume, Autosuggestion und emotionale Ausnahmezustände. Nahezu jede bekannte Religion kennt solche Erlebnisse — allerdings mit völlig unterschiedlichen Göttern, Propheten oder Heilsbotschaften.
Christen berichten von Jesus-Visionen.
Muslime erleben Erscheinungen Allahs oder Mohammeds.
Hindus haben Visionen von Krishna oder Shiva.
Schamanen erleben Geister und Ahnen.
Alle können sich nicht gleichzeitig im Recht befinden — aber alle können sich täuschen.
- Erfahrungen lassen sich neurologisch erklären
Die moderne Neurowissenschaft zeigt, dass mystische und religiöse Erlebnisse häufig im Gehirn erzeugt werden, z. B.:
Durch Schlafparalyse, Sauerstoffmangel, Drogen, Meditation, Fieber, Epilepsie oder starke Emotionen.
Das sogenannte temporoparietale Übergangsfeld (TPJ) wird mit religiösen Erfahrungen in Verbindung gebracht.
Michael Persinger's "Gotteshelm" erzeugte bei Probanden religiöse Gefühle nur durch magnetische Stimulation des Gehirns – ohne jede äußere Realität.
Was sich im Kopf abspielt, sagt noch nichts über eine externe göttliche Existenz aus.
- Erfahrungen sind kulturell geprägt
Menschen erleben „Gotteserfahrungen“ meist in dem religiösen Kontext, in dem sie aufgewachsen sind. Ein Hindu hat kaum Visionen von Maria, ein Christ kaum Visionen von Vishnu. Das spricht dafür, dass soziale Prägung und Erwartungshaltung entscheidend sind — nicht eine objektive Wahrheit.
Fazit
Persönliche Erfahrungen können intensiv, berührend und lebensverändernd sein — aber sie sind kein Beweis für die Existenz eines Gottes. Gefühle beweisen nur, dass man etwas fühlt — nicht, dass die Ursache real ist.
Wahrheit braucht mehr als subjektive Eindrücke — sie braucht überprüfbare Fakten.